Turbulenzen im März 2019

05.03.2019

Turbulent ist der Sturm, der momentan über Deutschland fegt. So jedenfalls dachte ich gestern Nachmittag, als ich von meinem Schreibtisch aus die Bäume, den Himmel und die Vögel beobachtete. Stürme, so dachte ich, sind stark. Die Bäume werden weit in eine Richtung gedrückt. Windböen verhindern den ruhigen Flug eines Vogels. Ich beobachte, wie er aus seinem Flugrhythmus gerät. Erstaunlich, dass er überhaupt noch unterwegs ist. Kaum ist der Vogel unter dem Kirschlorbeer gelandet, knallen erste Hagelkörner an mein Fenster. Den Hagelkörnern ist das egal.

Als ich spätabends die Tagesthemen schaue, wird mir klar, dass der Sturm harmlos war. In den USA sind bei stürmischen Turbulenzen Menschen ums Leben gekommen. Viele sind obdachlos geworden. Häuser, für die Menschen jahrzehntelang hart gearbeitet haben, sind nur noch ein Haufen Schrott.

Turbulenzen. – Jeder hat sein eigenes Erleben von Turbulenzen. Mir fallen die politischen Turbulenzen ein. – Auch hier bedeuten die Turbulenzen des Brexit, die Zölle eines US-Präsidenten, die digitale Kontrolle des chinesischen Staates gegenüber der Bevölkerung große Verwerfungen für das Leben Einzelner oder auch Vieler. Am schlimmsten trifft es Menschen in den Kriegsgebieten dieser Welt.

Turbulenzen. – Ein weit gefasster Begriff.

Ich benutze ihn für einen Sturm.

Ich lebe in großer Sicherheit.

Zynikerin, Skeptikerin, Idealistin? 05.2019

30.05.2019

Ich lese in der Psychologie heute compact (56/2019) über Zyniker*innen, benannt nach der antiken Philosophenschule der Kyniker, zu deren wichtigstem Vertreter Diogenes Sinope, der Mann aus der Tonne, gehört.

Kyniker, abgeleitet von Kyon = Hund = Streuner = Verzicht auf gesellschaftliche Anerkennung. Kyniker*innen wenden sich gegen die überhöhte Bedeutung von Macht, Geld und Status. Darin finde ich mich wieder.

Sie fallen mit großer Lust an beißendem Spott über alle her, die ihre Haltung zum Leben nicht teilen. Das liegt mir völlig fern.

Auf mich trifft nur der erste Teil zu. Ich freue mich darüber, ein Leben ohne die überhöhte Bedeutung von Macht, Geld und Status führen zu können. Dabei habe ich ein positives Menschenbild und fühle mich als Idealistin.

Weiter lese ich, dass der Ausgangspunkt der Kyniker*innen im Glauben an eine gerechte Welt liegt. Es wird behauptet, dass in Kyniker*innen gescheiterte Missionare stecken, die einmal mit der positiven Intention losmarschiert seien, etwas zu bewegen und zu verändern. In der Welt, in der Politik oder auch in Unternehmen. Und dann seien sie an den Strukturen zerschellt.

Das kenne ich gut, mich an den Strukturen zu reiben, mich kopfschüttelnd über die Strukturen aus denselben zurückzuziehen und mein eigenes kleines Ding zu machen. Das bewahrt mich davor, an den Strukturen zu verzweifeln oder mit beißendem Spott über das was ist und was ich nicht ändern kann, herzufallen.

Im Rückzug bewahre ich mir meinen Idealismus. Ich beobachte die Welt mit neugierigem, kritischem Blick, aber auch mit Vertrauen in eine Dimension der Welt hinter Macht, Geld und Status.

Im Inneren vertraue ich darauf:

? Wir sind alle eins.

? Es ist genug für alle da.

Auf Kreativreise 17.10.2019

Im Dezember 2017 hat meine Kreativreise begonnen. Anfangs habe ich sehr viel für mich geschrieben. Ich wusste, dass meine Erwerbsfreiheit genau das ist, was ich gerade und vor allem für einige Jahre brauche. Dennoch musste ich mir immer wieder die innere Erlaubnis geben, keiner Erwerbsarbeit nachzugehen. Zum Glück gibt es neben diversen Büchern, im Worldwideweb eine Menge Blogs und zunehmend auch podcasts von Menschen, die, wie ich, konsumreduziert als Zeitmillionär*innen leben oder leben wollen. Also habe ich mir meine Anregungen in Büchern und Blogs geholt und ganz für mich viel darüber geschrieben, wie ich mein Leben leben will.

Bis Ende April 2018 habe ich gedacht, dass Schreiben für mich der wichtigste Ausdruck sein wird. Aber dann habe ich zentangle®️ Art kennengelernt und ausprobiert. Unerwartet hat mich das Malen in den Bann gezogen. Seitdem sitze ich jeden Tag viele Stunden malend an meinem Schreibtisch. Mit der Zeit habe ich zentangle®️ und meine Schnörkeleien miteinander kombiniert. So male ich jetzt abwechselnd, je nach Laune zentangle®️ oder bunte Schnörkeleien. Ich male frei und ohne künstlerischen Anspruch. Hätte ich den Anspruch irgend einer Vorstellung zu entsprechen, würde ich nicht malen, sondern allerhöchstens vom Malen träumen. Oder mich danach sehnen. Frei nach eigenem Gusto habe ich große Freude am Malen.

Ab und an schreibe ich einfach so für mich. Genau wie beim Malen, schreibe ich frei und ohne Anspruch. Und meistens dann, wenn ich mir innerlich über etwas klar werden muss. Das hilft!

Ich denke oft über „das gute Leben“ nach. Ich fühle mich gut in meinem guten Leben. Ich lebe so, wie ich mein Leben liebe. Ich fühle mich dem Zeitgeist verbunden. Ich lebe konsumreduziert. Ich erfreue mich an der Natur, die ich von meinem Zuhause aus beobachte.

Ich bin super froh, dass ich kein Bedürfnis nach Flugreisen in ferne Länder habe. Das entlastet meinen Geldbeutel und hält meinen ökologischen Fußabdruck gering.

Ohne Anstrengung meinerseits ;))

Was habe ich für ein Glück! Ich bin auf Kreativreise!???




Einfach Sein 11.2018

27. November 2018

Nach 33 Jahren „Sozialer Arbeit“ habe ich mir eine Auszeit genommen. Wenn andere vom Reisefieber gepackt werden, werde ich ganz still und leise. Ich will nicht durch die Welt reisen. Ich will bei mir ankommen. Das ist meine Sehnsucht. „Einfach Sein“ nenne ich das seit einigen Jahrzehnten.

Auch 2016 habe ich mich intensiv mit dem „einfach Sein“  beschäftigt. Und dann war es soweit: Im Dezember 2016 hatte ich es klar vor Augen. Ich gebe meine Soziale Arbeit als Verfahrensbeiständin auf. Bis April 2017 nehme ich noch Aufträge an, die ich bis zum Ende der Verfahren begleite. Dann gehe ich auf Kreativreise. So habe ich es umgesetzt.

Einfach Sein beinhaltet für mich seit Jahrzehnten, konsumreduziert leben, ohne dass ich geizig leben würde, verzichten oder darben müsste. Was mir immer große Freude bereitet ist der Gedanke, „dem Kapitalismus mein eigenes Schnippchen schlagen“. Klingt vielleicht albern, aber dieser Gedanke hat mir so manches Mal im Leben geholfen, die Ungerechtigkeiten der Welt zu ertragen. Der Gedanke ist auch mein Trost in Bezug auf die grenzenlose Ausbeutung der Natur durch wirtschaftliche Interessen. Der Gedanke bedeutet für mich: Ich muss das alles nicht mitmachen. Ich entscheide mich, eine maßvolle Konsumentin zu sein. Am wohlsten fühle ich mich mit mir selber, wenn ich neben Pflichtversicherungen, Wohnkosten, digitalen Netzkosten und Ausgaben für Kreativmaterial nur Geld für Lebensmittel ausgebe. Sprich keine Kleidung, keine Wohnaccessoires oder sonstigen Krempel. In meinem Alter, nach drei Jahrzehnten Familienphase, ist ja auch alles da, was zum Leben gebraucht wird.

Seit Dezember 2017 lebe ich erwerbsfrei. Das 1. Jahr werde ich in Kürze erwerbsfrei gelebt haben. Das soll mindestens in den Jahren 2019 und 2020 auch so bleiben. Wenn mich mein Erwerbs-Ich überfällt und mich dazu anstiften will, mir einen netten kleinen Job zu suchen, muss ich mir klar vor Augen führen: nein, 2019 und 2020 bleiben erwerbsfreie Jahre. Danach werde ich neu entscheiden. Vielleicht habe ich dann genug von meiner Kreativreise? Nach einem Jahr erwerbsfreiem Leben, fühle ich mich allerdings immer wohler auf meiner Kreativreise. Ich bin gespannt darauf, was sich in den kommenden zwei Jahren entwickeln wird.

Wie ich mir das leisten kann? Ich lebe zusammen mit meinem Mann in einem hypothekenfreien Haus. Mein Mann bekommt als Pensionär eine kleine Pension, die er gerne unser „bedingungsloses Grundeinkommen“ nennt. Und wir haben Rücklagen, die mir eine bescheidene Erwerbsfreiheit sichern, Jahre vor meinem Renteneintrittsalter. In den letzten Jahrzehnten habe ich auf nix verzichtet, aber vergleichsweise konsumreduziert gelebt. Seit den 80er Jahren habe ich keinen Sinn mehr darin gesehen, durch die Welt zu fliegen. Mit Ausnahme einiger Reisen, damit unsere Kinder einen ersten Eindruck von der großen weiten Welt bekommen. Tourismus war mir immer ein Graus. Das spart enorm viel Geld. Ich habe mich nie verschuldet. Den Banken habe ich keine Kredit- oder Überziehungszinsen gegönnt. Insgesamt fühle ich mich privilegiert. Ich lebe konsumreduziert und erwerbsfrei, weil ich das für mich entschieden habe.

Malen, lesen, nachdenken, schreiben, Musik, Hörbücher und Podcasts hören, mich von allem Möglichen inspirieren lassen, sind meine liebsten Tätigkeiten.